Gründe für die Erschöpfung in der digitalen Zusammenarbeit
Virtuelle Meetings sind anstrengend - für die Teilnehmer und für den Moderator. Ein paar Stunden virtuelles Meeting sind oft anstrengender als ein normaler Workshop-Tag. Diese Anstrengung nennt man “Zoom-Fatigue” bzw. “Videokonferenz-Müdigkeit”.
Um diesem Phänomen wirksam zu begegnen, ist entscheidend, die Ursachen zu kennen, die dazu führen, dass uns digitale Termine stärker ermüden.
Biologie - Weil wir uns weniger wahrnehmen
Über Millionen Jahre der Evolution haben wir gelernt, die subtilsten nonverbalen Signale unser Mitmenschen zu deuten - und zwar völlig unbewusst. Genau diese feinen Signale fehlen uns aber im virtuellen Raum. Unser System ist kontinuierlich irritiert und versucht diese Irritation auszugleichen.
- Wir nutzen nur 3 der 5 Sinne: Man hört und sieht Menschen, kann sie aber weder riechen noch physisch wahrnehmen.
- Es fehlt die physische Präsenz im Raum und ein Großteil der Körpersprache.
- Mimik und Gestik sind schwerer am Bildschirm zu deuten.
- Wir sind biologisch nicht in der Lage sind, 5 oder auch 12 Gesichter gleichzeitig auf so engem Raum direkt vor uns zu verarbeiten.
- Wir können keinen echten, direkten Blickkontakt aufnehmen. Wir können unseren Blick nur in die Kamera richten, aber niemanden direkt fokussieren.
- Es fehlen wesentliche Kontext-Informationen - In welcher Situation befinden sich die einzelnen Teilnehmer aktuell oder was machen sie nebenbei?
- Emotionen werden nur gedämpft artikuliert, transportiert und wahrgenommen.

Technik - Zugleich Chance und Hindernis
Die Technik bietet unterstützende und auch erweiternde Möglichkeiten für die Zusammenarbeit, aber für das menschliche Miteinander ist sie vor allem ein Hindernis.
Technische Störungen, Verzögerungen oder schlechte Audio- und Videoqualität beeinträchtigen die Interpretation des Verhaltens der Teilnehmer und führen leicht zu Frust. Der natürliche Gesprächsfluss kann gestört werden und nicht selten sprechen Teilnehmer gleichzeitig oder es entstehen unnatürlich lange Pausen.
Teilnehmer, die mit den technischen Tools nicht vertraut sind, haben eine zusätzliche Hemmschwelle bei der Interaktion. Darüber hinaus sind alle TeilnehmerInnen ständig in der Gefahr, durch Benachrichtigungen am Rechner oder Smartphone abgelenkt zu werden.
Wahrnehmung und Gruppendynamik
Was unser Stresslevel zusätzlich steigert, ist die erhöhte Selbstwahrnehmung. Im Video-Meeting sehen wir uns die ganze Zeit selbst und es wirkt, als würden uns alle ständig beobachten. Das führt dazu, dass ein Teil unser Aufmerksamkeit andauernd damit beschäftigt ist, unser eigenes Äußeres und Auftreten im Blick zu behalten.
Teilnehmer agieren in großen Gruppen per se vorsichtiger und warten ab, ob nicht jemand anderes gerade zu Wort kommen möchte. Das Aufheben der Stummschaltung stellt hier eine zusätzliche Barriere dar.
Die gemeinsamen Pausen, das ungezwungene Kennenlernen, der Smalltalk, die Entwicklung einer natürlichen Gruppendynamik und zwischenmenschlicher Prozesse fehlen und müssen erst bewusst hergestellt werden.
Was heißt das für die digitale Zusammenarbeit?
Remote Kommunikation birgt die Notwendigkeit sich stärker in andere einzufühlen, zu antizipieren, Menschlichkeit und Bedürfnisse noch expliziter transparent zu machen sowie noch sorgfältiger und genauer zu kommunizieren.
Wie sich die ermüdenden Auswirkungen der Online-Kommunikation reduzieren lassen, erklären wir euch nächste Woche in unserer TinyLecture “Wie wir Zoom Fatigue begegnen - Was kann man tun gegen die Ermüdung in Online-Terminen”.
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